Montag, 3. Juli 2006
Erwartungshorizont Rousseau

aus dem Text (aus Ethik 12 Gymnasium, konkordia, 1987, Ba-Wü, S. 99ff) könnte man folgendes herauslesen:

1. Fassen Sie (in Einzelarbeit) die wesentlichen Punkte der Gesellschaftstheorie von Rousseau zusammen.
Rousseau unterscheidet 2 Arten von Ungleichheit: die natürliche oder physische und die moralische oder politische Ungleichheit. Erstere ist durch die Natur begründet: Lebensalter, Gesundheit, Kräfte des Körpers, Eigenschaften des Geistes und der Seele. Die politische Ungleichheit wird erst durch die Gesellschaft gemacht: sie bringt Menschen mit unterschiedlichen Privilegien hervor (reicher, geehrter, mächtiger). Rousseaus Anliegen ist es, den Augenblick herauszufinden, in dem das Recht die Stelle der Gewalt einnahm.
Dazu dient im die Form des Gedankenexperiments: im ersten Naturzustand herrschte seiner Meinung nach ein passiver Egoismus, der Mensch genügt sich selbst (lebt autark), er kennt keine Gefühle der Bevorzugung oder Liebe, aber auch kein Streben nach Anerkennung. Die Wünsche und Fähigkeiten befinden sich in einem Gleichgewicht.
Irgendwann begannen sich Menschen gegenseitig zu schätzen, sie entwickelten eine Vorstellung der Achtung gegenüber anderen. Damit einher gingen erste Pflichten geselligen Betragens - sowie die Beleidigung über deren Mißachtung. Das steigert sich dann irgendwann in echte Rache, die schrecklich endet: die Menschen werden blutgierig und grausam. Der 2. Naturzustand ist also durch unerbittlichen Kampf gekennzeichnet.
Die bürgerliche Gesellschaft entstand vor diesem Hintergrund - und durch die Abgrenzung des Eigentums. Damit war der Urzustand verloren. Die Gesellschaft mußte geformt werden, sie stellt einen Zusammenschluß einer Summe von Kräften durch das Zusammenwirken mehrerer dar. Die Freiheit des einzelnen drückt sich im (freien) Zusammenschluß mit den anderen aus. Bedingung ist es, dass alle Mitglieder ihre Rechte völlig an die Gemeinschaft/den Gemeinwillen veräußern. Es entsteht anstelle der Einzelpersonen eine sittliche Gesamtkörperschaft: eine Republik oder Staat oder Souverän. Die Mitglieder werden zu Bürgern oder Untertanen. Durch diesen Übergang vom Naturzustand zum bürgerlichen Stand wird im Menschen der Instinkt von der Gerechtigkeit abgelöst. Er befragt zunächst die Vernunft, ob eine Handlung recht oder unrecht ist und handelt nicht sofort nach Neigungen oder Trieb. Rousseau führt außerdem die Begriffe der natürlichen, bürgerlichen und sittlichen Freiheit ein, die er scharf voneinander abgrenzt.

zur Gerechtigkeit:
Rousseau sagt, dass alle Gerechtigkeit von Gott kommt. Es gibt eine allumfassende, Gerechtigkeit, die aus der Vernunft fließt. Unter den Menschen gilt diese aber nicht, seit sie den ersten Naturzustand verlassen haben. Denn da durch die Vereinigung aller Menschen unter einem Gemeinwillen jeder Mensch Rechte und Pflichten gegenüber anderen hat, müssen diese durch Gesetze geregelt sein.


3. Schreiben Sie in der Gruppe ein alternatives Drehbuch/Storybord für den Film Balance nach den Gerechtigkeitsvorstellungen von Rousseau.
oder:
3. Erarbeiten Sie auf Grundlage der Gerechtigkeitsvorstellungen von Rousseau sowie dem Kurzfilm Balance ein Rollenspiel.

einige Anmerkungen:
Im Film sind die beiden Naturzustände von Rousseau wunderbar aufgezeigt: zuerst das friedliche Nebeneinander, dann der Kampf - dieser dreht sich bereits um das Besitzenwollen und die Macht, anderen die Musikbox vorzuenthalten. An dieser Stelle müßte der Übergang zur bürgerlichen Gesellschaft erfolgen - ist aber nicht mehr möglich, da bereits alle anderen im Nichts verschwunden sind. Daran können die Schüler anknüpfen und alternative Szenarien entwickeln: entweder als Rollenspiel oder in Form eines Drehbuches für den Film.

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